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Bye-bye Boob-Job? Warum immer mehr Frauen kleinere Brüste wollen

Lange galten große Brüste als das Schönheitsideal. Um dem zu entsprechen, legten sich viele Frauen unters Skalpell. Doch das Ideal ist im Wandel, wie unsere neue Datenanalyse zeigt.
Zu groß, zu klein oder genau richtig? Zwei Drittel aller Frauen sind mit der Größe ihrer Brüste unzufrieden, wie die "Breast Size Satisfaction Survey" 2020 ergeben hat. Eine frappierende Zahl - der Druck, einem bestimmten Ideal von Weiblichkeit zu entsprechen, ist hoch. Brüste symbolisieren Jugend, Mutterschaft und Sexualität, sie sind ständigen Bewertungen ausgesetzt. Viele Frauen entscheiden sich daher für plastisch-ästhetische Eingriffe, um eine "perfekte" Brust zu bekommen. Brustvergrößerungen gehören schon seit langem zu den weltweit beliebtesten Schönheitsoperationen. Seit einigen Jahren entwickelt sich jedoch ein paralleler, gegenläufiger Trend. Das zeigt eine neue Datenanalyse von parfumdreams und DataPulse Research: Immer mehr Frauen lassen ihre Brüste verkleinern oder ihre Implantate entfernen. Angeführt wird der überraschende Trend von einer jungen Generation von Frauen, die mit alten Schönheitsidealen bricht. Die Analyse zeigt, welches Ausmaß dieser Trend hat - und welche Gründe dahinterstecken.
Brustverkleinerungen und Implantat-Entfernungen steigen um mehr als 30 Prozent an
Seit Mitte der 2010er Jahre zeichnet sich eine interessante Entwicklung ab. Die Anzahl von Schönheitsoperationen, die die Brust verkleinern, ist in Deutschland deutlich gestiegen, wie Zahlen der Internationalen Gesellschaft für ästhetische plastische Chirurgie (ISAPS) zeigen. 2023 wurden 41 Prozent mehr Operationen zur Entfernung von Brustimplantaten (Explantationen) und 32 Prozent mehr Operationen zur Verringerung der Körbchengröße durchgeführt.
Dieser Wandel zeigt sich auch international: In Ländern wie den USA und Brasilien, wo "bigger is better" lange als Schönheitsideal galt, verzeichnen Brustverkleinerungen und Implantatexplantationen sogar noch größere Zuwächse. In den USA hat sich die Anzahl von Explantationen verdoppelt, in Brasilien mehr als verdreifacht. Der Trend zu kleineren Brüsten macht sich in Deutschland auch darin bemerkbar, dass Brustverkleinerungen seit 2016 einen immer größeren Anteil an allen Schönheitsoperationen ausmachen. Gleichzeitig ist der Anteil von Brustvergrößerungen seit 2011 deutlich gesunken, wie Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie zeigen.
Junge Frauen führen in Deutschland den Trend an
Besonders auffällig ist der Anstieg von Brustverkleinerungen bei Frauen unter 30 Jahren. Diese Eingriffe machten im Jahr 2024 fast 15 Prozent aller ästhetischen Operationen aus und 27 Prozent aller Brustoperationen - eine deutliche Veränderung zum Vorjahr.
Brustvergrößerungen spielen immer noch eine wichtige Rolle
So klar der Trend zu kleineren Brüsten, so interessant, dass auch die Anzahl von Brustvergrößerungen in Deutschland seit 2015 um 34 Prozent gestiegen ist. Auch in Brasilien ist sie - mit wohl Corona-bedingten Schwankungen - um 36 Prozent gestiegen. In den USA, wo Beauty-Trends oft ihren Ausgang nehmen, ist die Anzahl seit 2015 allerdings um 21 Prozent gesunken. Die Frage: Warum entscheiden sich immer mehr Frauen für kleinere Brüste, während sich gleichzeitig viele Frauen die Brüste vergrößern lassen?
Grund 1: Der Einfluss von Social Media
Frauen aus der Gen Z setzen nicht nur häufiger auf kleinere Brüste, sie sprechen auch offener darüber. Selbst die "New York Times" berichtete in den vergangenen Jahren. Viele teilen ihre Erfahrungen auf Social Media und beschreiben Brustverkleinerungen als einen Akt der Selbstermächtigung: Sie befreien sich von gesellschaftlichen Erwartungen an Weiblichkeit und wählen einen Körper, der ihnen die Freiheit gibt, sich so zu bewegen und zu kleiden, wie es ihnen entspricht. Auf TikTok berichten Frauen offen über ihre "Reduction Journey", der Hashtag #Brustverkleinerung erreicht Millionen von Views. Zahlen der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen zeigen, dass junge Frauen unter 30 Jahren bei Entscheidungen zu ästhetischen Eingriffen besonders stark von Social Media beeinflusst werden.
Grund 2: Defekte Implantate schüren Angst um die Gesundheit
Eine weitere starke Motivation hinter dem Anstieg von Explantationen sind gesundheitliche Sorgen. 2019 rief das Pharmaunternehmen Allergan texturierte Implantate vom Markt zurück, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA, die unter anderem für die Freigabe von Medikamenten zuständig ist, sie mit Brustkrebs in Verbindung gebracht hatte. Frauen klagen seither verstärkt über die fehlende Transparenz hinsichtlich der Gesundheitsrisiken von Implantaten. Expert:innen kritisieren den Mangel an verlässlichen Daten und das Versäumnis der Hersteller, langfristige Studien zu erstellen. Das gestiegene Interesse an den gesundheitlichen Folgen von Implantaten zeigt sich auch bei Googleanfragen: Seit dem Rückruf ist das Suchvolumen für den Begriff "Brustimplantate entfernen" in Deutschland deutlich gestiegen.
Auch der TÜV Rheinland wurde in einen Skandal verwickelt, der über mehrere Jahre in verschiedenen Gerichtsverfahren verhandelt wurde. Der TÜV wurde 2024 im Zusammenhang mit fehlerhaften Implantaten des französischen Herstellers PIP verurteilt, Millionen an geschädigte Frauen zu zahlen. Der Grund: Der TÜV Rheinland hatte Implantate zertifiziert, die statt medizinisch zugelassenem Silikon ein billiges, industrielles Silikon enthielten, das zu Gesundheitsrisiken wie Rissen oder Entzündungen führte.
Auch intakte Implantate sollen zu Erkrankungen führen können
Implantate können die Gesundheit auch dann negativ beeinflussen, wenn sie keine Defekte aufweisen. Das zumindest sagen Frauen, die von der sogenannten Breast Implant Illness (BII) betroffen sind. Sie berichten von Symptomen wie Erschöpfung, chronischen Entzündungen und Gelenkschmerzen. BII ist bisher nicht von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheit anerkannt, da bisherige Studien keinen klaren Zusammenhang zwischen BII und Implantaten klar nachgewiesen haben. Es wird jedoch weiter daran geforscht. Prominente wie Victoria Beckham, Chrissy Teigen oder Cathy Lugner berichten auf Social Media anekdotisch über ihre Erfahrungen mit BII und sensibilisieren für die vermuteten gesundheitlichen Risiken. Die deutsche Influencerin Maren Wolf teilte ihre Erfahrungen mit der sogenannten Breast Implant Illness und ihrer "Explantation Journey" auf Instagram mit ihren 1,2 Millionen Followern. Wie schon die Skandale um defekte Implantate sorgten ihre Posts für einen Anstieg von Google-Suchen nach BII.
Grund 3: Kultureller Wandel - der "Ballet Body" ist wieder in Mode
Die Fetischisierung großer Brüste geht bis in die 1950er zurück. Dank medizintechnischer Fortschritte und medialer Vorbilder wie "Baywatch"-Ikone Pamela Anderson erreichte sie in den 1990ern und 2000ern ihren Höhepunkt. Heute sieht es anders aus: Der "Ballet-Body-Trend" beeinflusst zunehmend die Nachfrage, wie die American Society of Plastic Surgeons in ihrem Jahresbericht 2023 aufzeigt. Der Trend propagiert schlanke, straffe Körper, wobei Brüste kleiner und "natürlicher" wirken sollen. Viele Chirurgen werben auf ihren Website mit "Yoga Boobs" oder "Ballerina Boobs". Mantras wie "Strong is the new skinny" idealisieren fitte Körper. In Kombination mit oft stark bearbeiteten Social-Medial-Inhalten und Phänomenen wie der Abnehmspritze Ozempic wird suggeriert, dass dieses Ideal für jede:n erreichbar sei. Kritiker:innen sehen darin eine Wiederholung altbekannter Schönheitsideale, die Fettphobie und Angst vorm Altern schüren.
In Summe: Es gibt zwei gleichzeitige, gegenläufige Trends
Die Datenanalyse von parfumdreams zeichnet ein interessantes Gesamtbild: Auf der einen Seite werden plastische Eingriffe, die die Brüste verkleinern, immer beliebter. Der Trend zeigt sich in Deutschland, aber auch in den USA und Brasilien, also Ländern, die traditionell sehr offen für Schönheitsoperationen sind. Gleichzeitig ist auch die Anzahl von Brustvergrößerungen in Deutschland und Brasilien seit 2015 weiter gestiegen. Die Gründe hinter dem Trend zu kleineren Brüsten sind vielfältig: Selbstermächtigung, neue Schönheitsideale, medizinische Bedenken und der Einfluss von Social-Media-Vorbildern spielen jeweils eine Rolle. Besonders die junge Generation der Frauen unter 30 zeigt sich offen dafür, die Brüste per Operation verkleinern zu lassen. Das Phänomen, dass auch Brustvergrößerungen weiter beliebt sind, könnte darin begründet liegen, dass sich der Trend zu kleineren Brüsten noch nicht vollständig durchgesetzt hat. Denkbar ist aber auch, dass Operationen in beide Richtungen zukünftig weiter populär sein werden, weil es grundsätzlich stärker akzeptiert ist, das eigene Aussehen mittels Schönheitsoperationen zu gestalten. Dabei bleibt die Grenze zwischen Selbstermächtigung und dem Streben nach neuen Schönheitsidealen fließend. Eingriffe an der Brust sind sehr persönliche Entscheidungen, die in einem Spannungsfeld aus gesellschaftlichen Erwartungen und individuellen Bedürfnissen getroffen werden. Die neue Offenheit im Umgang mit Brust-OPs ermöglicht es Frauen, diese Entscheidungen besser informiert zu treffen.
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